Helmut Sinor

Helmut Sinor (* 23. Dezember 1961 in Wien) ist ein österreichischer Musiker, Komponist, Autor und ehemaliger Ö3-Moderator.

Helmut Sinor (1963)
Helmut Sinor (1983)
Helmut Sinor in den Ö3-Club-Mitteilungen Nr. 24 – Jul./Aug.1986
© ORF, Willy Bauer
Helmut Sinor (1993)
Helmut Sinor (2018)

Familie

Helmut wuchs als erstes von drei Kindern im 19. Wiener Gemeindebezirk Döbling auf, wo er seit seiner Geburt auch heute noch lebt. Sein Vater war der 2020 verstorbene Kommunalpolitiker Erich Sinor. Seine Mutter Lucia ist Malerin. Sinor ist ledig und hat keine Kinder.

Ausbildung

Zwischen 1977 und 1980 absolvierte er, zusammen mit der späteren Journalistin und Medienmacherin Uschi Fellner (damals noch Uschi Köllner), eine Ausbildung zum Großhandelskaufmann mit den Schwerpunkten Musikproduktion und Vertrieb bei der Ariola Schallplatten GmbH in Wien.

Musikalisches Wirken

Wenige Monate vor Beginn seiner Ausbildungszeit bei Ariola gewann Sinor einen gemeinsam vom Jugendmagazin BRAVO und der Jeansmarke Mustang ausgeschriebenen Autorenwettbewerb für eine deutsche Version des Hits Jeans On von David Dundas.

1979 spielte er erste eigene Songs unter der Regie von Günter Grosslercher im Schmettersound Studio der österreichischen Folk-Politrock-Band Schmetterlinge ein. Unterstützt wurde er dabei von der Sängerin Kirstin Lill, die bereits bei dem politischen Oratorium Proletenpassion mitwirkte und mit Sinor zu dieser Zeit gemeinsam in der PR-Abteilung der Ariola tätig war.

Noch im selben Jahr produzierte er die erste Single der von ihm während des österreichischen Band-Wettbewerbs Pop-o-drom entdeckten Rock-Formation Ferrum[1] mit dem Titel Shoot Me (B-Seite: Night of the Whores), die in Österreich, Deutschland und der Schweiz auf Atlanta 8105 veröffentlicht wurde. A- und B-Seite der Produktion gelten heute als die ersten Rocksongs ungarischer Komponisten, die jemals von einer westlichen Band veröffentlicht wurden. Shoot Me (ungarisch Lőj rám) war von der staatlichen Zensur in Ungarn, das damals noch hinter dem sogenannten Eisernen Vorhang lag, als zu dekadent eingestuft worden und verboten.[2] In diesem Kontext hat die Single unter Sammlern heute auch einen historisch kulturpolitisch relevanten Stellenwert.

Seit 1980 war der Autodidakt als Studiomusiker für Schlagzeug, Gitarre, Bass und Gesang auch für zahlreiche andere Bands und Interpreten tätig. Seine erste Produktion als Studiomusiker war das Album Bassenaimpressionen [3] von Henk Freytag, das – produziert von Andy Zahradnik – 1980 bei CBS erschien und bei welchem er als Helmut »Cassidy« Sinor [4] in den Credits gelistet wird.

1983 erschien die von ihm als Co-Autor komponierte und getextete Single Modern Times [5] (B-Seite: Southern Lady [6]) von Robert Slade auf dem österreichischen Label JOE-Records, das durch Ariola vertrieben wurde.

Radio

In seinem privaten Tonstudio produzierte Sinor ab 1981 eine wöchentlich ausgestrahlte Radiosendung im Auftrag der Ariola für den Privatsender Radio val Canale in Tarvis (Italien). Die Sendung stieß bei den Hörern auf durchwegs positive Resonanz, sodass er ab 1982 direkt in Italien für den Sender als Programmgestalter und Moderator tätig war.

1985 wechselte er zum Radiosender Ö3 des Österreichischen Rundfunks. Als Musikredakteur gestaltete er Beiträge für Treffpunkt Ö3 und die Ö3 Sommerparade. Für beide Sendungen war er auch als Moderator tätig, wobei die Moderation der Ö3 Sommerparade vorwiegend in Co-Moderation mit Marie Christine Giuliani stattfand. Er gestaltete die Signation für Das Ö3 Hitradio und erhielt seine Sprecherausbildung bei Viktor Handlos (ORF 1985 bis 1990).

Weitere Stationen

1990 verließ Sinor den Sender, wechselte zum Musikverlag Doblinger und 1999 als Vertriebsleiter zu Thomastik-Infeld. 2006 holte ihn Herbert Tucmandl in sein Team der Vienna Symphonic Library, wo er maßgeblich bei der weltweiten Produkteinführung der Vienna Instruments beteiligt war.

Ab 2011 absolvierte er weitere Seminare für Atem-, Stimm- und Sprechtechnik bei Werner Wawruschka (2011) sowie Ilse Maria Harzfeld (2013) und intensivierte seine Aktivitäten im Bereich des professionellen Sprechens. In den folgenden Jahren wurde er vorwiegend als Voice-Over-Sprecher für Werbung, Jingles, Literaturlesungen und Dokumentationen engagiert.

Während der Corona-Pandemie widmete sich Sinor verstärkt dem Grafikdesign. Eine seiner in dieser Zeit entstandenen Arbeiten war die Gestaltung des 2021 erschienenen Albums Rêve d'amour [7] der japanischen Pianistin Megumi Otsuka.

Seit seiner Pensionierung am 1. Januar 2024 beschäftigt sich Sinor nur noch am Rande mit Musik. Stattdessen betreut er gelegentlich kleinere Internetprojekte und leistet in ausschließlich privatem Rahmen Support im Computer- und Softwarebereich.

Club der ehemaligen Schweizerkinder

Seit 2004 betreut Sinor ehrenamtlich die Homepage des von seinem Vater gegründeten Vereins Club der ehemaligen Schweizerkinder. Der Verein widmet sich der Bewahrung der Erinnerung an die Erholungsaufenthalte österreichischer Kinder in der Schweiz nach dem Zweiten Weltkrieg und der Kontaktpflege innerhalb dieser Personengruppe sowie deren Schweizer Gastfamilien.

Einzelnachweise

  1. Ferrum. Eintrag bei Discogs.
  2. Wie konnte eine P. Mobil-Komposition 1979 im Westen erscheinen? Bálint Csaba in einem ungarischen Artikel vom 17.02.2020 über die kulturpolitische Relevanz der Ferrum Single Shoot Me.
  3. Henk Freytag – Bassenaimpressionen. Eintrag bei Discogs.
  4. Helmut "Cassidy" Sinor. Eintrag bei Discogs.
  5. Modern Times. Werksuche von AKM und AuMe (Werknummer 978538 in Suchmaske eingeben).
  6. Southern Lady. Werksuche von AKM und AuMe (Werknummer 978540 in Suchmaske eingeben).
  7. Rêve d'amour von Megumi Otsuka bei Discogs